Lokaler Standard im „Arung Hayat “

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… oder: Geteiltes Leid ist halbes Leid

 
 
 
 

Bei meiner Ankunft auf Mabul hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, ein paar Tage im „Arung Hayat“ unter zu kommen. Von außen betrachtet sieht die Sache mit den Stelzenhäusern im Wasser ja ganz malerisch aus. Wenn man jetzt aber die Unterkunft tatsachlich mal benutzen will, stehen einem die Haare zu Berge. Die schmeichelhafteste Formulierung, die ich dafür noch finden kann, ist „lokaler Standard“ – denn man kann davon ausgehen, dass das hier flächendeckend überall ähnlich ist.

 
 
 
 

Um zur Unterkunft zu gelangen, musste ich einmal quer über die Insel (= 400 m). Freundlicherweise bekam ich Hilfe mit meinem Gepäck – denn ich hatte an Land vorsichtshalber noch mal eingekauft, um mich im Notfall selbst verpflegen zu können; man weiß ja vorher nicht genau, vorauf man sich da einlässt …

 
 
 
 

Bis dahin kannte ich das mit den Stelzendörfern noch gar nicht. Als es dann aber langsam über wackelige Stege ging, wurde mir klar, dass ich sozusagen nicht wirklich an Land schlafe. Das muss ja aber erstmal nichts schlechtes bedeuten.

 
 
 
 

Goldig finde ich immer solche Bilder von den Rezeptionisten. Da weiß man: hier ist Power dahinter! Also der Typ war wirklich mal richtig langsam. Es ging zwar alles irgendwie, aber eben richtig langsam. (Wahrscheinlich sollten wir aber alle so sein, da gäb’s glaub ich keinen Krieg auf der Welt.)

 
 
 
 

Das Zimmer dann: schon das Schloß war erstmal so zerrammelt, dass man das glaub ich leichter mit einem Dietrich aufbekommen hätte, als mit dem zugehörigen Schlüssel. Die Einrichtung, bzw. das Platzangebot lassen es mich als Vorteil ansehen, dass ich als Alleinreisender quasi immer gezwungen bin, ein Zimmer mit Doppelbett buchen und damit einen Mehrpreis in Kauf nehmen zu müssen: das zweite Bett (nicht im Bild) benötige ich immer als Ablage für mein Gepäck. Keine Ahnung, wie das zwei Personen in so einem Zimmer machen würden. Da ist kein richtiger Platz da, um seine Koffer abzustellen und evtl. auszupacken. Könnte man ja aber vielleicht in den Gang legen, in welchem man die Mepse aus dem Bad dann breitschleppt.

Strom? Strom gab es – aber nur nachts, von 18:00–6:00 Uhr. Musste man also einplanen, dass man seine Geräte, wie Kamera oder Laptop auch immer schön zur rechten Zeit ansteckt, dass die früh morgens dann auch mit fit sind. Strom nachts bedeutet natürlich auch, dass die ganze Nacht über der Generator hinter der Hütte knattert. Unglaublich erhohlsam.

 
 
 
 

Das Bad sucht Seinesgleichen. Auf dem Boden schwimmt es; denn obwohl es einen Abfluss gibt, hat sich die Hütte wahrscheinlich genau zur falschen Seite mit der Zeit abgesenkt. Wir haben also ständig ein stehendes Gewässer, in welchem man Fußbad macht.

Toilettenpapier? Nicht inklusive. Muss man vorher wissen, dass man das selber mitbringen sollte, sonst ist man nachher angeschmiert. Zum Glück hatte ich vor dem Buchen ein paar Bewertungen gelesen und wusste, dass das hier Phase ist.

 
 
 
 

Ablagemöglichkeiten? Fehlanzeige. Nicht mal ein Haken, wo man sein Handtuch aufhängen könnte. Dazu sind hier die Wände aus einem Material, bei dem ich nicht mal mit meinen Saughaken weiterkomme. Hier musste ich den Stahlhaken auspacken, denn zum Glück war der Kabelkanal der Stromleitung so verlässlich schluderig angebracht, dass ich den sich dort befindlichen halb herausragenden Nagel als Steg für meine Haken benutzen konnte. Ich bin bloß froh, dass ich ausgerüstet bin, um selbst solchen schäbigen Verhältnissen etwas Kultur injizieren zu können.

 
 

Das Wasser hier ist dermaßen salzig, eigentlich lohnt es sich fast gar nicht, damit zu duschen, denn man tauscht dadurch nur seine eigenen Schweißsalze mit Meersalzen aus – danach klebt man also wieder genauso. Damit Zähneputzen ist auch ein putziges Geschmackserlebnis. Mit diesem Wasser wird scheinbar aber auch die Wäsche gewaschen, denn die Bettlaken sind ordentlich klebrig. Die Zudecke ist dann nochmal der nächste Brüller: Fleecedecke mit Salzwasser gewaschen ergibt eine hochgradig widerwärtige Kombination. Kannte ich vorher auch noch nicht.

 
 

Bei der Wasserqualität könnte man also eigentlich fast froh sein, dass aus dem Wasserhahn nichts rauskommt: ich betrete das Zimmer, sehe von weitem den Hahn und denke: „Oh, der tropft aber“ – nein, der war offen …

Hier war es auch das erste mal, dass ich es erlebt habe, dass aus der Gosse Licht kam: das Abflussrohr ging nämlich schnurgerade nach unten und direkt in das darunterliegende Wasser. Ich hatte also ein Waschbecken mit Meerblick.

 
 
 
 

Was für das Waschbecken und für die Dusche gilt, gilt gleichermaßen natürlich auch für die Toilette. Man hat sozusagen eine Direktverbindung zur Kläranlage: alles wird sofort ins darunter liegende Meereswasser abgelassen.

 
 
 
 

Wenn man dann also unter einer Hütte derartige Wasserringe sah, wusste man genau: aha, hier ist gerade wieder eine Ladung abgegangen. Schön ist dann zu beobachten, dass die Gäste und die Kinder quasi dasselbe Areal zum Planschen und Tauchen benutzen.

 
 
 
 

Ich meine: mir ist ja schon klar, dass nahezu jeder sein Abwasser ins Meer lässt, in welchem ich nachher auch tauche – aber direkt neben dem Kackebatzen schnorcheln? Muss ja nun wirklich nicht sein …

Also diese Unterkunft war wieder mal eine neue Herausforderung. Ich habe von ein paar Leuten gehört, die im Arung Hayat übernachten: da ist niemand groß begeistert. Mit Sicherheit geht das zwar alles noch schlechter, aber mal ehrlich: muss denn das sein? Da fühlt sich doch niemand wohl. Mit Gastfreundschaft und Nächstenliebe hat das nichts zu tun. Wenn die Einheimischen ihre eigenen Wohnungen so haben wollen: ok – aber wenn man im Gastgewerbe und der Tourismusbranche ein Unternehmen aufmacht und per Internet international inseriert und den angelockten Leuten dann dafür ordentlich Geld abknöpft, dann darf man es denen schon ruhig auch mal etwas angenehm machen. Also hier würde ich niemandem raten, seinen wohlverdienten Jahresurlaub zu verbringen.

 

 

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