Ein echter Simulator

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Heute hab ich vielleicht auf die Kacke gehauen! Ich hatte mitbekommen, dass es in einem Einkaufszentrum, dem „KL Pavillion“, einen Flugsimulator gibt; so richtig ein nachgebautes Cockpit mit allem drum und dran – nannte sich „Flight Experience“. Da hab ich mir gedacht: musste machen! Dort hin, das Ding gesucht und glücklicherweise hatten die noch einen Termin für den nächsten Tag frei – der letzte Tag vor meiner (nächsten) Abreise aus Kuala Lumpur.
 
 
 
 

Wenn ich nun schon so ’nen Spaß mache, dann mache ich dabei natürlich auch noch bisschen Spaß und es musste noch eine Pilotenmütze herzuimprovisiert werden. Ich also am nächsten Tag durch China-Town (wo ich grad nächtige) gerammelt und habe alle Kostümläden nach einer Schirmmütze durchsucht. Tatsächlich habe ich auch eine entdeckt, wie es aussah ein Replika von der chinesischen Marine, und so musste jetzt nur noch das Emblem der selbigen ab und irgendwie was mit Flugzeug rangebastelt werden. 

 
 
 
 
(Wenn ich manchmal mit anderen Backpackern rede, sagen die mir immer: „Taschenmesser? Wozu brauchst du denn ein Taschenmesser ... ?“ Da weiß ich immer nicht, was ich da antworten soll ... seit heute, glaube ich, habe ich eine Antwort: ich bin verrückt und muss manchmal ganz einfach ungewöhnliche Dinge tun.)
 
 
 
 
Als ich dann mit der Mütze beim Flugtermin aufgekreuzt bin, haben die Angestellten vielleicht nicht schlecht geguggt und gefragt, wo ich denn die her hab, weil sie zuerst dachten, es wäre eine echte von Flight Experience, die sie noch nie zuvor gesehen hatten. Da habe ich dann erklärt, dass ich einfach deren Firmenlogo von der Eintrittskarte ausgeschnitten und auf das Emblem der chinesischen Streitkräfte geklebt hab.
 
 
 
 

Als Captain Christian habe ich dann einen Start und eine Landung auf Bali vollführt. Bali, bzw. der Flughafen Denpasar, ist etwas heikel, denn es kommt erst Wasser, dann die Landebahn und dahinter wieder Wasser. Mit rund 3 km ist Denpasar eine der etwas kürzeren Start- / Landebahnen.

 
 
 
 
Im Cockpit, ist man erstmal überwältigt, von den ganzen bunten Knöpfchen, die sich da so an den Armaturen vorne, oben, unten und seitlich befinden. Da bedarf es wirklich einiger Übung, um da eine Routine reinzubekommen. Mit Hilfe des aufmerksamen Co-Piloten bekommt man das aber im Simulator alles hin. Zuerst rollt man von der Parkposition zur Start- / Landebahn. Allein das war schon schwierig, denn irgendwie reagiert das riesenschwere Flugzeug doch sehr schnell und gar nicht so träge, wie man das erst erwarten würde. (Vielleicht war die Simulation davon aber auch einfach bloß „weniger gut“.) Das Starten und Abheben ist relativ leicht, das (manuelle) Manövrieren in der Luft etwa so mittel und das Landen dann aber richtig schwierig. Meine erste Landung war zum Glück kein Crash, sondern nur etwas „hart“, wie es in der Fachsprache freundlich heißt. Das Problem ist, dass man beim Landeanflug schon 10–20 nautische Meilen (≈ 20–35 km) vor der Landebahn alles richtig schön ruhig halten und ausrichten muss. Dann kann man gerade, sanft und rechtzeitig aufsetzen.
 
 
 
 

Für den zweiten Flug hatte ich mir den Flughafen in Dresden rausgesucht. Einen Start, eine Landung als Touch-and-go (Durchstarten) und eine zusätzliche Landung bei Nacht. Bei diesem Flug wurde mir der Auto-Pilot vorgestellt. Das ist ja wirklich eine fantastische Geschichte! Der Auto-Pilot ist quasi eine Maschine, die genau weiß, wie sie eine Maschine steuern muss. Man gibt den Kurs ein, auch Kursänderungen während des Fluges, Höhe und Geschwindigkeit und die Maschine fliegt sich selbst, super-akkurat und unter Beachtung des größtmöglichen Komforts. Ganz besonders hilfreich ist genau das beim Landeanflug. Der Auto-Pilot sorgt dafür, dass das Flugzeug schön ruhig und gerade angestellt wird, dass man dann seine Landung ordentlich durchführen kann. Es gehört zum Standard, dass ein Flugzeug per Auto-Pilot geflogen wird. Im Normalfall fliegen Piloten nur manuell, wenn sie ein Examen ablegen – und dies müssen sie aller halben Jahre wiederholen, um weiterhin die nötige Übung für den Notfall zu haben. Der Pilot ist quasi der Kontrolleur des Auto-Piloten. Ein Mensch, der eine Maschine kontrolliert, die eine Maschine steuert – wie ich finde, eine der wichtigsten und verantwortungsvollsten Aufgaben, die es grade in unserer Zeit zu tun gibt. Denn bei allen wunderbaren Vorteilen, die die elektro-mechanische Automatisierung hier und da mit sich bringt, gilt nach wie vor der Spruch: Irren ist menschlich – aber wenn man richtig Scheiße bauen will, braucht man einen Computer.

 

 
Buchtipp nebenbei: Wer übrigens entfernt oder direkt irgend etwas mit Softwareentwicklung und Automatisierung zu tun hat, dem sei Patrick Hamiltons „Dynaxity“ wärmstens ans Herz gelegt. Er öffnet dem Leser die Augen, dass in der Softwarebranche eigentlich jeder auf seine eigene Weise jede Menge Unfug baut – egal ob Ein-Mann-Bude oder Weltkonzern (wobei letztere naturgemäß am betroffendsten sind).
 

 
Die Aktion im Flugsimulator sollte laut Preisliste zwar nur 45 Minuten gehen, doch das erschien mir recht kurz, für das, was die da mit mir Greenhorn alles vor hatten. Ich habe bestimmt eine halbe Stunde überzogen – ich wurde ja aber auch immer wieder gefragt, ob ich noch weitere Fragen hätte … und dabei hatte ich nicht mal sehr viele …
 
Aber jedenfalls habe ich jetzt ein tolles „Zertifikat des Erreichens“ über das erfolgreiche Fliegen eines Jet-Flugzeuges und ein Foto von Captain Christian mit Co-Pilot im Cockpit als Andenken. Ja und die Mütze, die macht’s ja nun erst wirklich pittoresk!
 
 
 

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