_DSC8780

 
 
 

Alle Bedenken bezüglich der Versicherung über Bord geworfen, haben ich und Asser dann einfach mal Motorroller in Kuta ausgeliehen und sind damit über die Insel gebrettert. Unser Tagesziel sollte zwar der Vulkan so bisschen im Norden der Insel sein, doch Bali war dann doch größer als angenommen und es ist nachher nur Ubud geworden, eine relativ bekannte Stadt in der Mitte von Bali.

 
 
 
 

Kaum aus der Touristengegend in Kuta raus, sieht man mal wirklich etwas von Bali. An der Straße sind kleine Lokale, in denen die Preise für eine Mahlzeit mal wirklich angenehm indonesisch sind und nicht immer so an der Schmerzgrenze wie in Kota. Allerdings ist auch die Würzung der Speisen dann indonesisch und bei mir deutlich über der Schmerzgrenze … Ich kann manche Sachen einfach wirklich nicht essen, die sind mir leider viel zu scharf.

 
 
 
 

Natürlich muss jede Gelegenheit genutzt werden Durian zu futtern:

 
 
 
 

Ansonsten sieht das in Ubud zum Beispiel so hier aus:

 
 
 
 

Bei Ubud ist dann auch der bekannte „Monkey Forrest“, eine der Standard-Attraktionen auf Bali.

 
 
 
 

Vom Monkey Forrest hatte ich mir allerdings bisschen mehr versprochen. Ich dachte da gehts total ab, mit lauter verrückten Affen, die Schabernack mit den Besuchern treiben. Es war aber relativ ruhig. Aber man war jetzt halt mal da. Gut.

 
 
 
 

Rückzu gab’s noch einen Snack direkt an der vollgestopften Hauptverkehrsstraße die in die Hauptstadt Denpasar führt; mit jeder Menge Auspuffgase.

 
 
 
 

Als Motorradfahrer hat man’s aber echt gut: man kann nahezu an allen Autos vorbeiziehen, während die sinnlos im Stau warten müssen. Der Straßeverkehr auf Bali ist sowieso das totale Durcheinander; nur wenn es Ampeln gibt, werden diese allerdings durchaus auch beachtet. Ansonsten fährt jeder durcheinander und manchmal muss man auch einfach mal selbst beherzt drauflosfahren, wenn sich nicht von selbst mal eine Lücke formen sollte in die man schlüpfen könnte. Auf meinem kleinen Motorroller habe ich mich in dem balinesischen Chaos aber überraschenderweise sicherer gefühlt, als ich das wahrscheinlich auf deutschen Straßen würde: der ganze Straßenverkehr hier ist so sehr auf gegenseitige Vor- und Rücksicht aufgebaut, das ist richtiggehend erfrischend. Anders würde das auch gar nicht funktionieren, es würde sonst ständig nur Unfälle geben. Was bei uns in der StVO in § 1 steht, aber praktisch an Bedeutung verliert, weil es noch durch 100 andere Paragraphen ergänzt und überlagert wird, ist hier quasi die einzige Regel. Ich hatte mich einmal auf einer riesen Straße verfahren und keine Möglichkeit zu wenden, da war es kein Problem mal kurz zum Geistetfshrer zu werden und am Rand der Straße langsam entgegen der Richtung zu fahren um wieder an die richtige Stelle zu kommen, wo man falsch abgebogen war. Das geht hier ganz einfach mal, ohne das was passiert. War interessante Erfahrung.

 
IMG_8540

 

Surfen! Also jetzt wirklich ganz normales, richtiges Surfen. Kein Wind-Surfen, kein Kite-Surfen, kein Internet-Surfen, oder was sonst noch alles ... Surfen.

 
 
 
 

Das könnte mir als Sport vielleicht sogar wirklich gefallen, aber: ich bin offenbar für jede Art von Sport total ungeeignet. Ich habe einfach nur Schmerzen! Ich bekomme ja schon blaue Flecke, wenn ich nur bei der Trockenübung auf dem Surfbrett liege.

 
 
 
 

Vom Anfassen des Bretts, bekomme ich Blasen an den Fingern. Dann soll man sich aufs Brett schwingen, dadurch scheuere ich mir aber die Kniescheiben wund und seitlich am Knie bekomme ich ebenfalls blaue Flecken. So kann ich mich vor lauter Schmerzen gar nicht auf die eigentliche Sache konzentrieren – und die ist für mich schon schwer genug: die Technik selbst ist zwar so einfach, dass ich die nicht mal als besondere Technik bezeichnen würde, aber man muss, um einen Stand auf dem Brett zu machen, im Prinzip Liegestütze und Kniebeuge können. Und das ganz schnell hintereinander; je schneller man dabei ist, desto leichter wird es. Und da hab ich ganz einfach verloren. Das mache ich drei, vier mal und dann sind meine Kräfte am Ende. Dann sind aber erst 10 Minuten vergangen vom zweistündigen Surf-Kurs und ich plumse den Rest der Zeit einfach nur erschöpft ins Wasser.

Das Meerwasser selber macht irgendwas mit meiner Nasenschleimhaut: mir läuft einfach ständig nur die Rotze! Ich wusste gar nicht, dass meine Nase so schnell so viel Schleim produzieren kann. Falls also demnächst in den Nachrichten irgend etwas von einem unerklärlichen Wal-Sterben o.ä. berichtet wird: das liegt einfach daran, dass etwa die Hälfte des Indischen Ozeans jetzt aus meinem Nasenschleim besteht.

 
 
 
 

Wenn ich dann so dauernd ins Wasser plumse, sieht das für die Lehrer von außen betrachtet natürlich so aus, als würde ich es nicht richtig machen (was ja auch stimmt), woraufhin man mir dann schlaue Tipps gibt, wo ich wann wie besser auf dem Brett stehen müsste, dass es klappt. Ja das wäre auch alles überhaupt gar kein Problem, wenn man nur einfach die entsprechende Schnellkraft besitzen würde. Schade, dass man, um Sport zu machen, immer vorher schon sportlich sein muss. … und scheinbar auch schmerzunempfindlich. Für meine nächste Surf-Stunde brauche ich unbedingt langes Beinkleid was die Knie polstert, reibe die erwartungsgemäß am meisten strapazierten Stellen mit Voltaren ein und werfe mir vorsorglich schon mal eine Ibuprofen hinter die Kiemen. Das ist so die maximale Dröhnung, die ich grade aus meiner Reiseapotheke improvisieren kann und ich hoffe, die hilft mir dann über die zwei Stunden hinweg, während ich versuche, an Sport Spaß zu haben.

 
 
 
_DSC8482

 

Also ich kann mir nicht helfen, aber Indonesien ist irgendwie noch verfallener als Malaysia – mit dem Unterschied, dass in Malaysia hässliche Dinge verfallen, in Indonesien dagegen hübsche Dinge. Das ist zwar auch doof, sieht aber besser aus. Die Malaiien versuchen irgendwie krampfhaft „westlich“ und „modern“ zu sein, bekommen es aber (noch) nicht hin. In Indonesien (ok, ich kann hier nur von Kuta, Bali, sprechen) ist das alles irgendwie geschmackvoller und trotz der relativen Armut™ der Leute irgendwie reich, im Sinne von reichhaltig. Die Gebäude sehen anders aus, sie sind anders verziert; verspielter; und man geht hier anders mit Dekoration um.

Ich beobachte ja nun die Leute und schaue die auch mal genau an. Ich weiß nicht wie ich’s beschreiben soll, aber ich würde mich mal soweit aus dem Fenster lehnen: im Vergleich zu den Malaiien sehen die Indonesier irgendwie „rundlicher“ und „lieblicher“ aus. Die haben eher etwas polynesisches an sich – während die Malaiien eher die harte Züge der Chinesen noch mit inne haben. Obwohl Malaysia und Indonesien Nachbarländer sind, glaube ich, haben diese Gebiete völlig unterschiedliche Besiedlungshistorien vorzuweisen. Aber das ist jetzt nur mein persönlicher Eindruck auf die Schnelle, wenn ich mir die Gesichter der Menschen ansehe – das kann auch völliger Unfug sein. Auch ist Indonesien so groß, dass aller Wahrscheinlichkeit nach verschiedene Gebiete auf unterschiedliche Art und Weise besiedelt wurden. Indonesien ist so groß, dass man es sogar in drei Zeitzonen eingeteilt hat – die Angeber !

Nun ist ja gerade Bali bekannt als die Insel der Götzendiener; ich glaube nirgendswo gibt es so viele Tempel für was weiß ich wie viele verschiedenen „Tiergötter“ ; Vogeltempel, Affen- und Fischtempel ... Hinduismus wird hier groß geschrieben. Dabei heißt es an anderer Stelle so schön eindeutig: „Du sollst dir kein Bildnis noch irgend ein Gleichnis machen, weder dessen, das oben im Himmel, noch dessen, das unten auf Erden, noch dessen, das in den Wassern, unterhalb der Erde ist. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht.“ (2. Mose 20, 4–5) Die hier machen aber eben genau das. Ich habe gehört, gerade ist die Zeit zwischen irgendwelchen zwei Festen ... ich hab’s mir nicht gemerkt ... Auf der Straße werden z.B. vormittags mitten auf der Kreuzung kleine Opferschälchen, mit Obst, Blättern und Gebäck aufgestellt; manchmal sogar mit Räucherstäbchen. Das nächste Auto fährt die 10 Sekunden später dann platt. Oder an Gebäuden sind kleine Schreine für Brand- und Speiseopfer angebracht. Oder an Straßenecken sind kleine Bauten, die irgend etwas abstrus wolfhaftes verbildlichen, sogar mit textilem Lendenschurz. Hier mal ein paar vermischte Fotos davon:

 
 
 
 

Suchbilder: Wer findet das Hakenkreuz?

 
_DSC8544

 

„Boss, bike?“ „Helloouh massaaage?“ „Taksi?“ „Trrransport?“ „Woman, woman, my room, massaaage?“ „Boss! Have a look, boss!“ „Massaaaage?“ So geht das ständig, wenn du nur kurz die Straße langgehst. Also da war ich wirklich nicht drauf vorbereitet. Aber was hab ich auch erwartet, ich bin ja nun auch im absoluten Touri-Viertel der absoluten Touri-Insel. Die Leute hier wollen einfach ihr Geschäft mit den Urlaubern machen. Dabei verderben sie den Urlaubern aber ganz gehörig die Laune und sich demzufolge auch die eigene, wenn man ständig nur von genervten, widerwilligen Fressen abgewiesen wird; die ihrer Ansicht nach aber die dicke Kohle nur so bündelweise mit sich rumschleppen.

 
 
 
 

Du wirst belatschert und bekekst, du kannst gar nicht in Ruhe deren Angebot durchsehen, weil du immer nur abgelenkt und in Gespräche verwickelt wirst. So ein Stress! Dadurch verkaufen die nicht unbedingt mehr. Also zumindest nicht an mich. Mal kucken und stöbern? Geht gar nicht. Preise? Stehen hier zu 99.9999 % sowieso nie dran, sondern man muss jedes einzelne Teil nachfragen – und dann bekommt man natürlich erstmal einen Preis genannt, der völlig utopisch ist und man muss dann immer wieder aufs neue anfangen mit handeln. Anstrengend.

Ich habe das mal mit einem Handtuch versucht, weil ich für die Surf-Schule nicht das vom Hotel ruinieren wollte: „150.000!“ Das sind ziemlich genau 10 Euro. Mir viel zu viel; dafür, dass ich das dann wahrscheinlich eh hier lassen werde. Ich so: „Oouh, no ... 50.000.“ Da sah ich schon an der Miene, dass er wusste, dass ich wusste, was in etwa ein realer Preis für so einen Artikel wäre. „100.000, wenn du mehrere nimmst! Sag mir wie viele du haben willst, ich gebe Discount!“ Ich so: *kopfschüttel*. „Ich brauch ja bloß eins – und überhaupt: ich bin in diese riesen Verkaufshalle gerade erst reingekommen, ich würde mich eigentlich gern auch erstmal umsehen, was es überhaupt so gibt in eurem Land.“ „No,no, das hier weiter hinten ist nicht mehr mein Bereich, bitte kaufe doch bei mir!“ Ok, da mir klar war, dass die hier wahrscheinlich sowieso alle die gleichen Handtücher für den selben Preis verkaufen, bin ich halb aus Mitleid, halb aus Faulheit bei ihm geblieben. „Name best price!“ – „Nenne mir deinen Lieblingspreis, für den du das Handtuch kaufen würdest!“ Ich so: „Na 50.000.“ „Nonono, name best price!“ Ich so: „Ähhhh, ok ... 70.000 ?“, weil er scheinbar schon gern mehr Kohle von ’nem Touri für ein zweifarbig mit Bali und Hibiskusblüte bedrucktes Handtuch haben wollte. Alleine aber das hat mich ja schon angekotzt, weil ich eigentlich ein einfarbiges haben wollte, ohne irgend einen harten Siebdruck drauf, der kratzt. Deswegen war das Handtuch für mich noch mal zusätzlich weniger wert, als es eigentlich wäre. Er so: „Ok, 80.000 !“, ich so: „Ok.“ Das sind etwa 5 Euro, das geht mal noch klar für den Anlass.

 
 
 
 

Als ich dann endlich vom Traumshoppingerlebnis erlöst war und mich wieder frei bewegen konnte, bin ich ein paar Schritte weiter durch die Halle geschlendert; dort bot man mir Handtücher an, die gleichen wie eben grad auch. Ich so: „Nein, nein, du hast doch nun gesehen, dass ich grad eins von deinem Nachbarn gekauft habe ...“ „Ja aber, wie wär’s denn mit noch einem?“ Das ist echt goldig. Denen ist das im Prinzip völlig egal, ob du irgend etwas willst, oder brauchst, oder etwas gerade nicht brauchst. Die wollen auf Teufel komm raus irgend ein Geschäft machen, mit den Dingen die sie grad haben. Wie am selben Abend noch, beim Motorroller-Verleih …

Man bekommt sehr schnell mit, dass hier jeder mit einem Motorroller durch die Gassen heizt.

 
 
 
 

Das hat den immensen Vorteil, besonders als Tourist, dass man dem Spießrutenlauf auf dem Gehweg vor den Geschäften entgeht. Und so habe ich mich den ganzen Tag gefragt, wie man denn an so einen Motorroller heran kommt. Auf dem Weg in die Unterkunft komme ich an einem solchen Verleih vorbei. Da dachte ich: fragste bei der Gelegenheit einfach mal vorsorglich nach dem Preis, dass du das schon mal auf dem Schirm hast. Ja aber nach dem Preis fragen, bedeutet für die hier, dass du das sofort kaufen / mieten willst und die jetzt alles daran setzen müssen, dir das auf der Stelle zu vermachen. „70.000 pro Tag!“ Das klingt erstmal viel, ist aber immer noch weniger als ein Handtuch. Für den Preis würde man in Deutschland wahrscheinlich nicht mal ein Fahrrad ausgeliehen bekommen. „How many days ?!“ – „Wie viele Tage“ ich das denn wöllte, wollte sie wissen. Ja aber das weiß ich doch jetzt noch nicht, ich hab noch keine weiteren Pläne, die einen Motorroller involvieren würden, ich will ja einfach nur erstmal wissen, wieviel mich das kosten würde. Ich so: „Na ok, wieviel kosten denn zum Beispiel 10 Tage?“ „10 Tage? 50.000 pro Tag!“ Gut, so wusste ich wenigstens erstmal etwa die Preisspanne, in der sich das bewegen würde. Dann will man sich für die Auskunft freundlich bedanken und würde bei Bedarf auf ihr Angebot zurückkommen, aber das kennen die ja gar nicht! „Wieviele Tage brauchst du, sag mir! Discount!“ „Ja erstmal gar nicht, ich wollte mich heute Abend einfach nur mal informieren und wenn ich einen Motorroller benötigen sollte, komme ich wahrscheinlich zu dir“, und wollte los. Keine fünf Schritte gegangen, bläkte sie hinterher „Hheeeey !“ und kam mir nachgelaufen. „Hier, neues Motorbike! Wenn du für morgen mietest, gebe ich es dir heute Abend schon und das für 50.000!“ Das wurde ja immer besser, aber ich brauchte halt ganz einfach keins. Die können sich scheinbar gar nicht vorstellen, dass jemand sich erstmal nur nach Optionen erkundigen will, um sich dann damit einen Plan zu machen. Die wollen sofort versuchen ein Geschäft zu erzwingen – oder man hat mein ständiges Abgelehne als knallharte Verhandlungstaktik fehlinterpretiert. Ich bin dann weiter gegangen, keine fünf Schritte, kam mir jemand hinterhergefahren, der mir seinen Motorroller vermieten wollte, für 40.000 am Tag (weniger als 3 Euro). Das wurde mir dann aber doch langsam etwas suspekt.

Am nächsten Tag habe ich dann mal Paul, den Besitzer der Surf-Schule, darauf angesprochen und gefragt, was er denn von diesen Motorroller-Leih-Geschichten hält – weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass irgend jemand eine Versicherung da mit inklusive hat, oder anbietet. Denn was ist denn, wenn mir das Ding jemand klaut, oder mir zu Schrott fährt, oder ich aus eigener Dörtigkeit das Teil zerlege, weil ich noch nie auf sowas gefahren bin? Dann heißt’s nur, ich darf die Schüssel jetzt bezahlen; und die sind bestimmt auch in Indonesien nicht ganz so billig. Und Paul meinte: genau so ist es; Versicherung gibt’s nicht und selbst wenn gesagt wird, es gäbe eine, gibt’s keine. Wenn, dann müsstest du selber eine haben. Die meisten Versicherungen schließen aber oftmals genau solche Auto- und Motorrad-Leih-Dinger im Ausland aus. Also bezahlst du alles selbst. Da ist natürlich wieder super Abzock-Potential drin: der eine verleiht dir einen Motorroller und sein Kumpel klaut ihn dir dann; und du darfst einen neuen kaufen gehen. Paul hatte dies bezüglich einen Tipp: man solle sich die App „GO-JEK“ herunterladen. Das ist ein Motorroller-Service in Kota, den man bestellen kann, und der einen hier und da hinbringt, für sehr wenig geld (12.000 INR ≈ 0,90 EUR). Er benutzt den sogar manchmal dafür, dass er die Leute anruft, sie sollen eine Pizza kaufen gehen und die in die Surf-Schule bringen. Lässig.

So hier sehen übrigens die Tankstellen in Kota aus:
 
 
 
 

In Ruhe mal am Strand langspazieren ist auch nicht so einfach machbar. Kinder wollen dir gern Armbändchen andrehen, oder es ruft dir ständig jemand zu, du könntest doch bei ihm eine Kokosnuss trinken, oder ein eiskaltes Bier, oder diese Strandliege hier benutzen und ihn demnach dann auch dafür bezahlen. Das trübt natürlich dann etwas die Urlauberfreude. Wenn ich das mit dem einsamen Strand in Malaysia vergleiche, wo mal paar Angler rumsaßen … Leute, bringt mal Ruhe rein und schreibt einfach paar Schilder ...

 
 
 
 

In Indonesien ist jeder Milionär. Keine Ahnung, was mit deren Währung passiert ist. Der Wechselkurs Euro : Indonesische Rupiah ist etwa 1 : 15.000. Auf dem Hinflug nach Bali hatte Captain Hermes Glorio in seiner Durchsage schon mit erwähnt, dass Indonesien ein hoch-inflationäres Land ist. Auf dem Flughafen dann ein Hinweisschild, dass in Indonesien nur Geschäfte mit Rupiah zu machen sind, Bezahlung in anderer Währung wäre strafbar und solche Angebote sollten abgelehnt werden. Tja, hier will also versucht werden, ein Zahlungsmittel im Land zu forcieren (ist ja auch durchaus wichtig). Aber Geld ist, was die Menschen als Geld ansehen und als solches benutzen. Und da Währungen fast das gleiche wie Geld sind, wollen die Menschen natürlich gern die benutzen, die sie für am geeignetsten halten – und das ist, wahrscheinlich eher aus historischen Gründen, noch der US-Dollar. Der steht hier an Platz 1 an allen Wechselstuben. Das witzige: später auf dem Flughafen stehen Infobroschüren herum, mit Angeboten für Tagestouren und Ausflüge, etc. Dort drin sind die Preise in USD angegeben. Bezahlen würde man dann wahrscheinlich aber in Rupiah zum aktuellen USD-Kurs ... flupp, und somit ist das System nahezu untergraben. Damit schießen die sich aber langfristig leider selber ins Bein – aber Langfristigkeit ist den Leuten hier scheinbar sowieso erstmal egal …

 
_DSC8458

 

Da ich einen späten Flug genommen hatte und der auch noch eine Stunde Verspätung hatte, kam ich natürlich richtig schön spät auf Bali an. Glücklicherweise hatte ich ein Hotel mit 24 h-Rezeption. So sieht das ganze dann auf indonesisch aus:

 
 
 
 

Es war ja aber auch wirklich 1:30 Uhr oder der Gleichen.

Das Zimmer ist eigentlich super. Eigentlich. Sauber, Klimaanlage funktioniert und ist leise, WLAN funktioniert ganz gut, Balkon gibt’s auch – aber: hier ist nichts da. Keine Seife, kein Duschgel, keine Ablage im Bad, kein Toilettenpaperhalter, kein Tisch, kein Papierkorb, kein Wasserkocher. Aber natürlich ein neuer Fernseher. Das ist schade und verwundert mich, denn es fehlt hier wirklich nicht mehr viel, dann wäre alles prima und echt top. Also verhältnismäßig gesehen.

 
 

Papierkorb konnte ich mir noch zurechtsammeln, es standen welche vor der Tür im Gang, die stellenweise auch als Tropfwasserauffangbehälter für die Ausscheidungen der Klimaanlagen herhielten.

 
 
 
 

Einen Tisch habe ich mir am nächsten Tag noch an der Rezeption erbeten. Das ist ja nun wirklich … also wirklich … kommt, Leute. Ansonsten hatte ich Glück: direkt gegenüber war ein Minimart, und die haben 24 h geöffnet. Dort kann man sich also mit allen Sachen des täglichen Bedarfs eindecken.

 
 
 
 

Kleine technische Überraschung für mich: in Indonesien gibt es Steckdosen wie bei uns. Da hab ich ja Glück, dass an meinem Reiseadapter auch ein Euro-Stecker (Typ C) dran ist, denn sonst hätte ich alt ausgesehen. Ich habe kein einziges Netzteil mit Euro-Stecker dabei, sondern habe aus Platzgründen eins mit US / AU-Kontakten mitgenommen, weil die kleiner sind und besser in die Tasche passten – und dem Universal-Reiseadapter ist es letzten Endes egal, ob der EU oder US reingesteckt bekommt.

 
 
 
 

Und manchmal bekommt man hier sogar auch unverhofft Besuch auf dem Balkon:

 
 
 
 

Und so sieht das von außen aus:

 
_DSC8442

 

… oder: Umstieg nach Bali

Die Herausforderung am heutigen Flugtag besteht darin, einen Flug von Hongkong nach Kuala Lumpur zu haben und drei Stunden später einen Flug von Kuala Lumpur nach Bali.

 
 
 
 

In meiner Vorstellung einer idealen Welt, würde ich in so einem Fall in Kuala Lumpur ankommen, aus dem Gate gehen und mich ans nächste Gate setzen, wo nachher mein Flug nach Bali losgeht. Quasi einfach umsteigen, wie an der Bushaltestelle. Das ist aber leider beim Fliegen nicht ganz so einfach, denn: wir haben ja noch Check-in-Gepäck. Mein Hongkong-Mitbewohner Phil, der einer von den Leuten ist, bei denen immer alles ganz einfach ist, meinte, ich sollte doch am Check-in-Schalter in Hongkong schon einfach sagen, dass die das Gepäck bitte mit auf den entsprechenden Flug nach Bali schicken sollen, weil ich ja in Kuala Lumpur quasi einfach nur umsteige und auch noch mit der selben Fluggesellschaft, da geht das ja 100-pro! An diesem Check-in-Schalter war ich nun, habe gefragt ob das geht und: geht nicht. Wieder durch Software-Limitationen, weil ich keinen zusammenhängenden Flug gebucht habe, sondern eben zwei Einzeltickets, die zusammenpassen. Damit wird da allem Anschein nach kein simpler Transit-Aufenthalt auf dem Flughafen möglich. Das bedeutet nun für mich: ich muss in Kuala Lumpur offiziell nach Malaysia einreisen, mit Fremdpass-Fremdland-Immigration-Warteschlange, nur um mein Gepäck vom Band einzusammeln, dass ich es am Check-in-Schalter wieder abgeben kann, anschließend wieder aus Malaysia ausreisen mit Fremdpass-Fremdland-Immigration-Warteschlange, und nochmal durch den oder die Sicherheits-Checks; und das alles innerhalb von zwei Stunden und fünfundfünfzig Minuten, um dann noch rechtzeitig am Abflug-Gate nach Bali zu erscheinen. Da werden wir mal sehen, ob uns das nachher ins schwitzen bringt.

Nach den Strapazen in Hongkong war ich regelrecht richtig froh, als endlich Montagmorgen war und ich hier abreisen konnte. Die vorher ausgekuckte Busfahrt mir der linie E 42 zum Flughafen entpuppte sich überraschend als kinderleicht und mit 13 HKD als superbillig (2 EUR); auch wenn man nicht so richtig wusste, ob man nun am Flughafen angekommen ist, oder nicht, weil die hier nicht so richtig ein großes Schild am Eingang haben; nicht mal überhaupt irgend etwas, was auf Haupteingang hindeutet. Aber ich hatte gesehen, dass im Bus offenbar eine Stewardess mitfuhr, also bin ich ihr einfach gefolgt, denn die wird hier ja bestimmt schon irgendwo mal ’nen Eingang finden.

 
 
 
 

Innen angekommen, habe ich erst einmal noch meine Octopus-Card (die ÖPNV-Vielfahrer-Karte in Hongkong) zurückgetauscht. Als Rückgeld bekam ich noch ein paar Münzen und jeder weiß, dass man Münzen an den Wechselstuben nicht annimmt, sondern nur Scheine. Und ich wollte meine verbliebenen Hongkong-Dollar gleich mal noch in Indonesische Rupiah umtauschen. Was mache ich nun mit meiner verbliebenen 5 HKD-Münze; Bettler gibt’s hier keine. Finde mal was für 5 HKD auf dem Flughafen. Da bekommt man nicht mal ’ne Packung Kaugummi, oder ’ne kleine Flasche Mineralwasser. Hab ich dann endlich was gefunden: Tempo-Taschentücher; für 4,90 HKD im Doppelpack! Gut, werden’s eben Taschentücher, ist ja auf Reisen vielleicht auch nicht ganz verkehrt. Dann ab zur Wechselstube. Beim Tauschen kommt natürlich immer etwas unrundes heraus, ist klar. Deswegen war ich froh, mein Münzfach in der Geldbörse schon mal vorsorglich schön leergeputzt zu haben, weil ich jetzt kurz vor Abreise nicht erst noch anfangen wollte einen Zwei-Währungen-Klimpergeld-Cocktail in meiner Tasche zu mixen. Meine verbliebenen 230 HKD tauschte man mir in Rupiah um, aber ich bekam kein Rupiah-Einzelnes, sondern wieder Hongkong-Dollar als Wechselgeld zurück. Mann, ey! Die nehmen sozusagen den nächst runden Betrag in HKD (226 HKD) aus dem etwas rundes in Rupiah herauskommt und tauschen nur den. So hatte ich wieder 4 HKD in Münzen – und was machste nun damit, wenn's schon mit 5 HKD ein Problem war etwas zu finden. Wieder zurück und noch ’ne Packung Tempo gekauft, diesmal das schlechte Einzelpack-Angebot für 3,80 HKD pro Stück ... na gut, hatten wir das jetzt wenigstens hinter uns. 

Die nächste Sache war nun das Einchecken des Gepäcks. Ich hatte mich diesmal für die Variante entschieden, mein Check-in-Gepäck künstlich aufzubauschen, dass es nicht wieder heisst, es wäre zu klein. Ich hatte noch eine Stoffjacke aus Hongkong übrig, ein paar Waffeln, Popcorn, Instant-Nudeln, indischen Whisky und inzwischen drei packungen Tempo-Taschenücher – das wird ja nun hoffentlich mal reichen, um das Gepäckstück groß genug zu machen. Wurde auch akzeptiert, nur wurde mir gesagt, ich sollte das das nächste mal vorher lieber noch mit dieser Frischhaltefolie umwickeln, weil sie sonst womöglich reißen würde, die gute IKEA-Tasche. Naja gut, ich lass’ es drauf ankommen.

 
 
 
 

Auch hatte Phil, der Hongkong-Mitbewohner, gemeint, meinen Kartoffel-Schäler (der bei mir ein Mango-Schäler ist), mit dem ich durch die Sicherheitskontrollen in Malaysia durchspaziert bin, würden sie in Hongkong knallhart aus dem Verkehr ziehen und eventuell mich gleich noch mit. Und was war? Nix war. Interessierte die gar nicht. Und genau aus dem Grund, weil jeder oftmals einfach nur Unsinn erzählt und eigentlich gar nicht Bescheid weiß, mache ich lieber mit Absicht meine eigenen Erfahrungen, selbst wenn ich mich dabei anstelle wie das erste Auto. In Hongkong hat die auch nicht der 1-Liter-Flüssigkeitsbeutel interessiert, den ich so aufwändig komponiert habe. Ich hab sogar danach gefragt, aber man wollte nicht, dass ich den präsentiere; die interessierte nur Laptop und Handy und solcher kram. Das mit den Flüssigkeiten ist wahrscheinlich wirklich nur in Europa so schlimm (und sicherlich USA, die ja die Erfinder dieser ganzen Scheiße sind).

 
 
 
 

Auf jeden Fall war ich diesmal so flott durch Passkontrolle und Sicherheits-Check durch, dass ich fast zwei Stunden am Gate rumsaß. Man kann das einfach nie vorher richtig abschätzen, ob man am Flughafen heute ewig brauchen wird und Stress hat, oder ob man fast einpennt. Meine starke Vermutung ist aber, dass das mit den Wochentagen zu tun haben muss. Heute ist Montag und der Flughafen in Hongkong ist fast leergeputzt. Letztens der Flug nach Hongkong, war freitags und auch noch vor dem Chinesischen Neujahr. Ich denke deswegen ging’s da etwas drunter und drüber und der Flug hatte eine Stunde Verspätung.

Nach der Landung in Kuala Lumpur ging der Staffellauf los:

 
 
  • 13:48 min: Immigration, Einreise nach Malaysia
  • 8:07 min: Gepäck vom Band einsameln
  • 8:23 min: Zoll und zum Check-in gehen
  • 7:46 min: Mich und das Gepäck einchecken
  • 30:40 min: Immigration, Ausreise aus Malaysia und Security-Check
  • 10:07 min: Weg zum Gate und Security-Check
 
 

Macht insgesamt 1:18:51 um mich um mein Check-in-Gepäck zu kümmern – und theoretisch eine Aufenthaltszeit in Malaysia von 54:56 min. Rekordverdächtig! Wer jemals kürzer in Malaysia war, hebe den Fuß! Das ging aber auch alles nur so schnell, weil ich inzwischen schon etwas Erfahrung in KLIA 2 gesammelt hatte, mich im Gebäude langsam auskenne und schnell zurechtgefunden habe. Man könnte es auch in noch weniger Zeit schaffen, wenn man sich bei der Immigration schamlos vordrängelt – oder nicht wie ich, an der langsamsten aller Schlangen ansteht.

 
 

An der Stelle muss ich jetzt resümieren: bei dieser Art von Flugakrobatik wäre es nun durchaus von großem Vorteil, wenn man nur mit Handgepäck reist und nichts einchecken muss. Man spart sich genau dieses ganze Gerenne, was auf noch größeren Flughäfen, die einem persönlich vielleicht sogar noch unbekannt sind und mit noch viel fieseren Warteschlangen ausgestattet sein könnten, auch gern mal noch erheblich länger dauern könnte. Man müsste lediglich bei der Airline vorher für den Flug eingecheckt haben (z.b. online), um seinen Boarding-Pass zu besitzen, dann kann man durchs Gate gehen und das Flugzeug betreten. Einzige mögliche Schwierigkeit die ich sehe: bestimmte Spezialfälle mit den Visas der einzelnen Länder können beim automatisierten (Online-)Check-in aller Wahrscheinlichkeit nicht abgebildet werden; da muss man dann doch an den Check-in-Schalter um mit einem Menschen zu interagieren – siehe hierzu auch das Spezial „Visa und Weiterflug“.

Nachdem mir jetzt die Flugakrobatik allerdings auch mit Check-in-Gepäck in großzügig gesehen 1,5 h gelungen ist, muss ich sagen, stellt das nun auch kein allzu großes Problem dar. Man kann sich auf diese Weise preiswerte Flüge selbst zurechtbasteln und muss einfach nur zusehen, dass man etwa drei Stunden Zeit zwischen Landung und Start hat. So ist auch noch etwas Lluft für eventuelle Flugverspätungen.

In dem Zusammenhang auch noch interessant: ich habe Bekanntschaft mit meinem Sitznachbarn gemacht, der hatte exakt die selben Flüge von Hongkong, über Kuala Lumpur, nach Bali wie ich – mit dem Unterschied, dass er sie bei expedia, also quasi einem Online-Reisebüro, als verbundenen Flug gekauft hat. Er konnte somit sein Gepäck in Hongkong einchecken und es wird nach Bali umgeschaufelt, während er einfach einen Transit-Aufenthalt am Gate in Kuala Lumpur hat. Und er hat nicht mal wesentlich mehr bezahlt als ich; rund 150 Euro für HKG–KUL–DPS, wie wir Profis, das ausdrücken. Hier gibt’s also tatsächlich eiiiiniges an Möglichkeiten, wie man was machen könnte. Viel zu entdecken.

 
 

Ach und: mir ist es im Flieger tatsächlich gelungen einen Blitz in den Wolken zu fotografieren, als wir an einem Gewitter vorbeigeflogen sind:

 
 
 
 

Im Flieger nach Indonesien musste man wieder Kärtchen ausfüllen; diesmal allerdings eine Zoll-Deklaration (customs declaration). Also wer da kein Englisch kann, ist echt aufgeschmissen, der kann ja möglicherweise nicht mal seinen Sitznachbarn fragen, was da jetzt steht und verlangt wird. Wahrscheinlich tippt man dann die ganze Zeit die Worte in den Google-Übersetzer ein, bei dem man sich das Sprachpaket Deutsch–Englisch für den Offlinegebrauch vorher installiert hat. ... oder man kreuzt überall „no“ an, egal obs stimmt, was bestimmt sowieso alle Passagiere allein schon aus Faulheit machen.

 
 
 
 

Nicht so ich: ich musste natürlich erstmal das Bord-Personal fragen, was die damit meinen, wenn gefragt wird, ob man „Pflanzen und deren Produkte (Gemüse, Essen, etc.)“ mit dabei hat. Natürlich hab ich das. Jeder hat da – denn ich wette, jeder Passagier hat irgend ein Baumwoll-Shirt an und das ist ja nun offensichtlich ein pflanzliches Produkt. Auch hatte ich nun zufälligerweise grad noch am Flughafen gefriergetrocknete Durian gekauft und das ist auch eindeutig das Produkt einer Pflanze. Und etwas zu essen ist es auch; und ja, ich habe auch noch Waffeln und Instant-Nudeln im Gepäck – das kann doch jetzt aber nicht ernsthaft den Zoll interessieren ... um meine Frage dann zu beantworten, meinte das freundliche Board-Personal, dass ich nicht so viel nachdenken soll und sich die Frage nur auf lebende Pflanzen und frisches Obst etc. bezieht. Ja ok, ergibt Sinn – dann bezieht sie sich aber auch auf lebende Fische und welcher Passagier nimmt denn da welche mit ins Flugzeug? Also das ist dann ja nun wirklich absurd ...

Als nächsten musste ich die Frage nach „scharfen Gegenständen wie z.b. Messern“ natürlich mit „ja“ beantworten. Ich hatte ja schließlich mein Schweizer Offiziersmesser, das Leatherman-Multitool, das Victorinox-Küchenmesser und den Kartoffelschäler mit dabei. Also füllt man die Rückseite des Blättchens aus und trägt die Gegenstände inklusive deren Wert ein. Mir war natürlich klar, dass die das aller Voraussicht nach nicht die Bohne interessieren wird, aber wer Fragen so blöde stellt, der kriegt von mir gerne ’ne exakte Antwort.

Wenn man einmal was mit „ja“ beantwortet hat, bedeutet das, das man am Flughafen nach der Einreise (immigration) und dem Gepäckband (baggage reclaim) dann bei der Zoll-Inspektion (customs) nicht die grüne Strecke für „nichts zu verzollen“ (nothing to declare) nimmt, sondern die rote Strecke zur Verzollung (customs declaration) nimmt. Wie sich zu meiner Überraschung herausstellte, ist das von großem Vorteil, denn jeder Passagier will ja gerne die grüne Strecke nehmen, weswegen sich dort Stau bildet, weil jeder sein Gepäck erst noch durch den Scanner schicken muss. Auf der roten Strecke hingegen ist keine Sau und man spaziert einfach entlang und zeigt dem gelangweilten Zollbeamten den belanglosen Zettel mit der Liste voller völlig uninteressanter Gegenstände, die er nicht mal sehen oder sich von der Richtigkeit der Angaben überzeugen will; und so war ich ratzbatz draußen und habe alle überholt.

Das war in dem Fall mal von akademischen Interesse, gebracht hat mir das praktisch gerade nicht viel, denn ich musste noch auf meine ägyptischen Freunde warten, die die grüne Strecke gegangen waren. Das waren Asser, der jetzt in den USA lebt und im Bereich der Strahlenmedizin Forschungen betreibt, der mit seinem 63-jährigen Vater gerade auf Asien-Tour ist. Wir fanden nämlich im Flugzeug heraus, dass unsere Unterkünfte nur etwa 500 m von einander entfernt waren und da bot es sich an, sich ein Taxi zu teilen.

 
 
Die Taxileute sind ja wirklich wie die Guppis. Du hast gar keine Zeit, dich auf dem Flughafen in Ruhe umzusehen; die würden dir am liebsten ein Lasso umwerfen um dich in ihr Taxi zu schleifen, nur, dass die das Geschäft mit dir machen können. Also da musste selbst ich dann mal kurz laut werden und rufen, es sollen sich doch jetzt bitte erstmal alle wieder etwas beruhigen – "Please calm down, guys!"
 
Was ich noch nicht wusste: das sollte nur schon mal ein kleiner Vorgeschmack sein, was dann in Kota täglich los ist ...
 

 

Nachtrag

Nachdem ich jetzt höchstselbst erfahren durfte, dass sich Flüge auch mal plötzlich 4 Stunden verspäten können, muss ich doch stark abraten, derartige Flugakrobatik zu vollführen: der selbstgeplante Anschlussflug ist dann mit Sicherheit weg und Anspruch auf einen Ersatz hat man dann natürlich nicht, denn man ist ja nicht aufgekreuzt – ein No-show, wie die Profis sagen. Der Grund ist dann egal. Da ist es von Bedeutung tatsächlich einen von Anfang an verbundenen Flug gebucht zu haben, sodass die Airline, bzw. der Reiseanbieter dann für einen passablen Ersatz sorgen muss. Ansonsten steht man dann irgendwann verspätet auf dem Zwischenzielflughafen und kuckt in die Röhre. Flug weg, Geld weg und man darf dann auf die Schnelle versuchen, sich einen Ersatzflug zu buchen (und nochmal zu bezahlen). Äußerst unschön.

 
_DSC8086

 

Ein kleiner Wunsch von mir war es, auf dieser Reise eventuell auch mal Shenzhen besichtigen zu können – weil ich dort oftmals ’ne Menge an Elektronikkram herbestelle; und da wollte ich einfach mal sehen, wie es dort eigentlich so aussieht. Da das allerdings „hinter der Grenze“ liegt, also wirklich in China ist, habe ich mir das eigentlich schon abgeschminkt, weil man für China ein aufwändiges und teures Visa benötigt und lange im Vorfeld beantragen muss / sollte.

Doch halt! Wie ich erfuhr, zählt Shenzhen erstens als Sonderwirtschaftszone und zweitens werden an der Grenze mit Hongkong Kurzzeit-Visa ausgegeben! Na Sahne! Da dacht ich mir, das muss ich mal genauer erkunden, wenn ich das nun schon so nah vor der Haustür habe und die Möglichkeit besteht.

Dazu fährt man mit der MTR (das ist die U-Bahn und stellenweise auch der Zug in Hongkong) ins nördlich gelegene „Lo Wu“ ; das ist der letzte Bahnhof und auch die Grenze. Dort sucht man sich den Ausgang nach Shenzhen. Die paar Stationen Zugfahrt bis hierher kosteten mich immerhin 29,50 HKD (≈ 4,50 EUR), mal zwo, wegen Rückweg, also 9 EUR.

 
 
 
 

Ich bin hier hin mit null Plan und hab mich einfach mal überraschen lassen, wie das nun so langläuft und ob ich nach China reingelassen werde. Da die Bahnstation fließend in eine richtige Grenze übergeht, die wir in Europa fast gar nicht mehr gewöhnt sind, sondern vielleicht nur noch von Urlaubsflügen kennen, muss man die Augen offen halten, wie man hier einsortiert wird und an welcher Schlange man sich dann anstellen muss.

 
 
 
 

Zuerst kommt die Ausreise aus Hongkong. Dort zeigt man den Pass vor, wird gefragt, ob man China besuchen will, sagt: „Ja, aber nur Shenzhen“, und muss dann seine Arrival-Card von Hongkong abgeben (braucht man ja auch nicht mehr) – oder, wenn man die nicht mehr hat, vorher eine Departure-Card ausfüllen. Danach kommt ein Gang, der keine Ahnung zu welchem Land gehört, bis dann die Passkontrolle zur Einreise nach Shenzhen kommt.

Überraschend wenig Leute vor mir am Schalter und so konte ich den freundlichen Grenzer nach wenigen Minuten fragen, was er jetzt von mir benötigt. „Passport“, hat’s gehießen. Gut, bitte, hier Passport. „Haben Sie ein Visa?“, fragte er. Ich so: „Nein“, weil ich dachte, das kaufe ich jetzt bei dir. „Oh, dann kucken Sie mal kurz hinter sich, dort sehen Sie eine Rolltreppe, dort oben können Sie das ‚Port Visa‘ erwerben.“

 
 
 
 

Aha, gut ok – das Schild war irgendwie nicht zu sehen auf dem Hinweg, sondern nur, wenn man zurück kuckt. Also dort hin, die Rolltreppe hoch. Dort muss man wieder ein Blättchen ausfüllen und eine Nummer ziehen; war zum Glück wenig los, sodass ich gleich dran gekommen war.

 
 
 
 

Auf dem Blättchen wollen die immer wissen, wo man in China bleibt, also eine Adresse. Doch ich kenne ja keine Adresse in Shenzhen und laufe ja sowieso bloß kurz durch die Stadt, also was zum Kuckuck soll ich dort eintragen? Freilassen sieht bloß blöd aus. Ich erinnerte mich, dass ich 30 Sekunden vor meiner Abfahrt noch bei Tripadvisor irgend etwas von einem markanten Gebäude namens „KK 100“ gelesen hatte, irgend ein Einkaufs- und Bürogebäude. Trage ich halt das ein, weil: wer weiß, vielleicht will ich ja wirklich dort hin?

Wenn dann die Nummer aufgerufen wird, gibt man das Blättchen den Grenzern hinter den Schalterfenstern, die sich grad bescheutere Youtube-Videos auf dem Handy ansehen. Dann wird geäugt, getippt und gestempelt und der Pass mit dem Blättchen und einem neuen Blättchen einen Tisch weiter geschmissen, wo dann die Kasse ist. Dort bekommt man dann das erste mal gesagt, dass das jetzt was kostet und was es kostet: nämlich 168 Yuan (≈ 23 Euro). Yuan wurden also verlangt, hatte ich noch nicht. Es hatte sich aber kurz vor dem Eingang der Visa-Wartehalle eine kleine Wechselstube eingenistet, die hier ihr Geschäft machte. Gut, das darf sie jetzt mit mir machen, bin auf die Wucherpreise gespannt. Ich konnte 220 HKD in die benötigten 168 RMB tauschen (≈ 25 Euro). Man zahlt also schon rund 10 % drauf, aber das hält sich absolut gesehen mit umgerechnet 2 Euro glücklicherweise noch in Grenzen.

 
 
 
 

RMB steht für „Renminbi“, die „Volkswährung in China“, deren größte Stückelung der „Yuan“ ist, die nächst kleinere der „Jiao“ und die noch nächst kleinere der „Fen“ – quasi so wie Mark, Groschen und Pfennig.

Mit der getauschten Währung zurück zum Schalter, das Ding bezahlt und dann hatte ich meinen Visa-Kleber im Pass, der eine ganze Seite ausfüllt – die alten Wichtigtuer.

Nun nochmal zum Grenzer, der sich jetzt Pass und Visa ansehen konnte. Beim zweiten mal anstehen war die Schlange schon etwas länger, als wäre grad ein neuer Zug angekommen. Warten. Warten. Dann vorzeigen. „Sie müssen noch die Arrival-Card ausfüllen,“ hieß es dann, „die sind dort drüben an den Tischen.“ Ja Junge, ich hab dich extra vorher gefragt, was du von mir alles sehen willst! Warum erzählst du mir das jetzt kleckerweise nachdem ich jedes mal wieder in deiner Schlange gewartet habe? Was kommt denn als nächstes noch alles? Mann, mann, mann …

 
 
 
 

Also ich wieder zurück und die Arrival-Card ausgefüllt. An der Stelle ist man froh, wenn man seinen eigenen Stift dabei hat, denn selbst wenn dort welche rumliegen, gehen die nicht. Kaum angefangen zu schreiben, stellt sich jemand neben mir an den Tisch, der so laut vor sich hin summt und einen damit ablenkt, dass ich nicht mal bis zum Geburtsdatum komme, ohne mich zu verschreiben. Arrival-Card in den Müll, 5 m weitergerückt und nochmal probiert.

Das endlich geschafft: nochmal zum Grenzer. Dessen Schlange sah inzwischen so aus, als wären grad zwei Busse ausgekippt worden. Warten. Warten. Warten. Warten. Warten. Dann vorzeigen. Alles klar. Weitergehen.

Und dann, ja dann war ich in China!

 
 
 
 
Na ok, „nur“ in Shenzhen. Und ach du grüne Neune ! – während in Hongkong das meiste noch zusätzlich zum Chinesisch mit auf Englisch steht, und man auch mit Englisch relativ weit kommt, ist es in Shenzhen ja vollkommen vorbei. Hier steht nahezu wirklich alles auf Chinesisch.
 
 
 
 

Bei solchen Sachen hilft natürlich die Macht der Marke und man erkennt, dass es sich um Pizza Hut handelt:

 
 
 
 
In Asien weit verbreitet, sind die sogenannten „7-Eleven“-Shops; das sind quasi, die Ich-hab-das-nötigste-und-immer-für-dich-auf-Läden. Und im erst besten 7-Eleven in China sehe ich: einen Baozi-Dämpfer! Da musste ich natürlich erstmal echte chinesische Baozi essen. Das Bestellen ging grad so mit Fingerzeigen und freundlich nicken, wenn die Verkäuferin das richtige in der Hand hielt. „Danke“ heißt „Xièxie“ und irgendwie sind die sich alle nicht so richtig einig, ob das nun eher „Chiöchiö“, „Zjezsje“, oder vielleicht „Ksiesie“ ausgesprochen wird.
 
 
Dann will man sich mal kurz hinsetzen, um die Baozi zu genießen, dauert es nicht lange, kommt der erste Bettler vorbei und nimmt die einem wieder ab.
 
 
 
 

Diesmal hab ich aber gut gemacht! Der kleinste Geldschein den ich aktuell bei mir hatte, waren 10 Yuan, die Baozi kostete aber nur 3, ha! Ich also die selbe Runde nochmal gemacht und neue Baozi gekauft … die hab ich aber dann vorsichtshalber mal im Gehen gegessen ...

 
 
 
 

Kaum kurz geschlendert, schon wollten mir die nächsten eine ,,beautiful massage“ anbieten und die andere irgendwas mit „Whirlpool“. Also Mädls, dafür haben wir ja aber nun gerade wirklich keine Zeit …

Wir wollen nämlich mal versuchen U-Bahn zu fahren. Die Shenzhen Metro geht nämlich mal noch: da ist noch etwas Halb-Englisch vorzufinden, um zurechtzukommen. Am Schalter gefragt, ob die einen gedruckten Liniennetzplan haben: haben sie, aber natürlich nur auf Chinesisch. Da bin ich etwas aufgeschmissen und es musste der große Plan an der Wand für eine Fotosession herhalten.
 
 
An den Eingängen zu den Bahnsteigen machen die hier einen Zinnober: Sicherheits-Kontrollen wie am Flughafen, mit Gepäckgescanne. Nervig. Und während man in Hongkong nur keine metallenen Luftballons mit in die U-Bahn nehmen darf, darf man in China überhaupt gar keine Luftballons mitnehmen – die Spielverderber.
 
 
 
 
Ein Begriff war mir beim googlen nach Shenzhen noch hängen geblieben und das war der sogenannte „Lychee Park“ an der Haltestelle „Grand Theater“. Den wollen wir doch mal suchen, so als Tagesziel. Man sollte Ausgang B der U-Bahnstation nehmen und würde geradewegs auf den Park zugehen. Ausgang B war aber gar nicht so einfach, ich befand mich plötzlich in einem riesen Einkaufszentrum. Also eine Ehrenrunde in der „KK Mall“ gedreht und da plötzlich: H & M ! Jetzt, hoffentlich kann ich endlich hier mal meinen bedauernswerten Fehlbestand an halbwegs gängigen Sonnenbrillen wieder auffüllen bevor’s nach Bali geht! Und tatsächlich: es gab genau das Modell hier in rauen Mengen, was man mir armen Thor in Kuala Lumpur beim Rumkaspern für das Foto vor den Twin Towers geklaut hatte. Na endlich, in China im H & M gibts das. Wo ist das Problem Kuala Lumpur, wo ist das Problem Hongkong? Legt euch mal Läden mit Sonnenbrillen zu, es ist ja nun wirklich nicht schwer. Ihr habt ja nun die Handwerker direkt vor der Nase. Diese H & M-Made-in-China-Sonnenbrille war komischerweise aber in China teurer als in Deutschland. Man steckt halt nicht drinn ...
 
 
 
 

Doch zurück zum Lychee Park. Wie man hier Straßen überquert fragt man sich im ersten Moment und dann braucht man eine ganze Weile, ehe man checkt, wie hier die Eingänge zu den Unterführungen aussehen, in denen man die Straßen unterquert. Im Tunnel darf man dann nicht erschrecken: die Leute die hier wie Heroin-Junkies rumliegen, hängen nicht an der Nadel, sondern am Kabel: aus der Tunnelwand kommen nämlich aller 5 m USB-Steckdosen. Also das ist mal ulkig.

 
 
 
 

Der Lychee Park selbst war schon doll gemacht. Bambus, Mangroven, Palmen, Gewässer, Bänke, schöne Wege, gepflegt und sauber, hübsche Lampen; Leute joggen, machen Gymnastik, und hier wurde an jeder Ecke (wild durcheinander) musiziert – ohne zu betteln; anders als in Hongkong, wo sich häufig Krüppel präsentieren und schräg rumträllern. Viele Passanten hier haben aber, statt Ghetto-Blaster, kleine Smartphone-Blaster: die beschallen sich (und alle anderen) während des Spazierens mit Musik aus ihren Handylautsprechern. Das ist natürlich ’ne komische Mode. Und der Park ist wieder mal schön groß, so dass ich mich natürlich fast verlaufe …

 
 
 
 

Als ich dann doch aus dem Lychee Park wieder rausgefunden hatte, fand aus irgend einem Grund auf dem Platz davor eine Art Tanzveranstaltung statt, wo alle fröhlich rumturnten. Also ich glaube langsam, die Chinesen feiern in ihrem Land die übelste Party, wollen bloß alle glauben lassen, dass die die fiesen Unterdrücker sind, um sich Fremde aus dem Haus zu halten.

 
 
 
 

Beim weiteren Schlendern kommt man an Gemüseläden vorbei, wo ich mal einfach so für 8,60 Yuan ’ne superleckere Trinkkokosnuss kaufen konnte. Die Verkäuferin erkannte die Situation und fragte (gestenhaft) ob sie die gleich noch öffnen soll. Na klar, gerne! Und aus einem Schubfach kramte sie noch eine Packung Strohhalme und ich sollte mir sogar noch die Farbe aussuchen! Hallo was is denn hier los ?! Hab ich denn das schon jemals mal erlebt? Die bekommen hier ein dickes Bienchen.

 
 
 
 

So kurz vor Schluss bin ich noch mal in eine Einkaufspassage – ok, ehrlich gesagt, dachte ich, es wäre wieder eine Unterführung, weil ich die Straße überqueren wollte, aber es war eine unterirdische Einkaufsetage. Und was erblicken meine müden Äuglein da? Kühltruhen – und ich war plötzlich im Baozi-Schlaraffenland!

 
 

Dutzende verschiedene Sorten! Da musste ich natürlich erst mal ordentlich einmarkten, um die später der Verkostung preiszugeben.

 
 

Dann so langsam versucht den Rückweg zu finden, komme ich an eine Stelle, wo man direkt die Grenze sieht. Dreifach gesichtert alles. Musste ich natürlich mal paar Bilder machen, vom Grenzbach zwischen China und Hongkong.

 
 

Als ich da so knipste, kam ein Passant vorbei und sah, dass ich eben die Grenze fotografierte. Das fand er irgendwie gut, denn er machte so die Daumen-hoch-Geste, gleichzeitig fand er es aber wohl auch etwas mutig, denn es kamen hinterher noch so Gesten wie „die da oben“ und „beobachten“ und „zugreifen, herausziehen“. Das hab ich verwundert zur Kenntnis genommen, und überlegt, ob es eigentlich gefährlich ist, in China Landschaftsaufnahmen von den falschen Landschaften zu machen. Ich war mal gespannt, ob sich das in den nächsten zwei Stunden bis zum Grenzübergang herumspricht und die mich festnehmen. War aber nichts.

Am Grenzübergang dann die selbe Sache rückwärts: Ausreise aus Shenzhen, Einreise in Hongkong, mit erneutem Ausfüllen der Arrival-Card für Hongkong, die dann wieder ab dem heutigen Tag zählt. Das ist quasi eine relativ einfache Möglichkeit, seine Drei-Monats-Aufenthaltsgenehmigung in Hongkong zu verlängern, ohne einen Flug irgendwo hin zu buchen: einfach kurz nach Shenzhen (oder Macao) reisen und wieder zurück nach Hongkong.

Auf dem Weg nach draußen kommt dann ein Hinweisschild, was bisher mein Favorit ist:

 
 
 
 

„Bitte verlassen Sie das Land per Fahrstuhl“ – köstlich.

Ja und das war also Shenzhen, das war China. Entweder war es wirklich nur der Lychee Park, der hier als Stichprobe das Ergebnis verfälscht, oder aber: Shenzhen, ich bin durchaus begeistert. Das ist wie Hongkong, bloß in schön. Irgendwie hat es Shenzhen in fünf Stunden geschafft mich glücklich zu machen, was Hongkong in fünf Tagen nicht gelungen ist. Shenzhen, das wäre ein Ort, da würde ich sogar nochmal hinfahren und etwas länger bleiben. Leider bekommt man hier nur 5-Tages-Visa bei der Einreise aus Hongkong; für länger bräuchte man dann ein richtiges China-Visum, was ungleich aufwändiger und teurer ist.

 
_DSC7607

 
Hongkong zählt zwar eigentlich gern mit zu China dazu, ist aber eine sogenannte „Sonderverwaltungszone“, also wie so eine Art Stadtstaat. Die Währung hier ist der Hongkong-Dollar (HKD). Der Kurs EUR : HKD liegt bei etwa 1 : 8, je nachdem wie man tauscht aber dann praktisch wohl eher in Richtung 1 : 7.
 
Abgesehen von der Fahrt mit dem AirportExpress vom Flughafen in die Stadt (100 HKD), war bisher das teuerste, was ich in Hongkong gekauft habe: eine superleckere Rohkostmahlzeit: Zoodles ! Das sind superdünne Zucchini-Streifen (sozusagen als Nudeln) in einer Cashew-Trüffel-Sauce eingehüllt. Preis: laut Karte 88 HKD, zu denen dann noch überraschend 10 % Servicegebühr mit dazu kamen.
 
 
 
 
Zu diesem Zeitpunkt wusste ich allerdings noch nicht, dass ich an diesem Tag noch von Bettelmönchen abgezockt werden sollte:
 
Man steht so auf dem Gehweg und versucht sich anhand der GPS-Karte zu orientieren und bekommt plötzlich fröhlich-übersprudelnd ein schönes neues Jahr gewünscht. Ein gelb angezogener Mönch sorgt mit mehreren Handgriffen dafür, dass man auch ja anständig gesegnet ist, schüttelt die Hand, umarmt und stülpt einen dann noch ein Holzperlen-Armband über das Pfötchen. Da dachte ich noch: „Sollten das wirklich hier einfach so die Gute-Laune-Mönche sein, die zum Chinesischen Neujahrsfest vielleicht dazugehören?“ Zack kam eine kleine Dose zum Vorschein und man deutete mit einer Handbewegung die Essen-müssen-Geste an und zeigte auf die Dose. Da dachte ich: „Aha, da ist das also jetzt doch eher ein Warenverkauf gewesen und man möchte seine Armbänder an den Mann bringen, mit dem Segnungskram als Anbahnung.“ Hab ich zwei Münzen aus der Gürteltasche springen lassen und sie in die Spendendose gelegt. Das fand der lachende Mönch anscheinend sehr amüsant, denn er lachte noch mehr und half mir auf die Sprünge, dass die 4 HKD jetzt nicht so direkt seinen Erwartungen entsprochen hatten, indem er mit dem Finger auf einen sich schon als Beratungsmuster in der Dose befindlichen 100-HKD-Schein deutete. Da dachte ich dann: „Aha, so fühlt sich das also an, wenn die Touri-Falle zuschnappt. Merk’ dir das Gefühl genau, das passiert dir nicht noch einmal.“ Und so hab ich ihm dann die 100 HKD in die Spendendose getan, um die Erfahrung ganz genau abzuspeichern. Daneben stand sein Kumpel parat, der sich quasi schon bei mir anstellte und wollte mir als nächstes noch eine Holzkette umhängen – immer mit der beteuernden Geste, er müsse ja auch was essen. Da hab ich dann aber nun wirklich dankend abgelehnt und zu den beiden gemeint, die 100 HKD sind für euch beide gedacht gewesen, die müsst ihr euch nun schon teilen. (Sind etwa 11–12 Euro, also eine recht ordentliche Abendmahlzeit.)
 
 
 
 
Noch immer völlig in Gedanken über diese wahrscheinlich besonders schäbige Form der Abzocke, überlegte ich: „Gibste mal lieber ein paar Münzen einem echten Bettler, der hier in der U-Bahn rumkauert.“ Kaum hatte ich das Klimpergeld in der Hut gelegt, schritt ein in der Nähe stehender junger Mann auf mich zu, der das gesehen hatte und sprach: „Das ist gar kein echter Bettler, das ist ein Betrüger, ich habe schon die Polizei wegen ihm gerufen.“ Wieder überrascht, wollte ich eben noch auf die Sache eingehen, da sah ich schon, dass die Polizei grad eingetroffen war. Im nächsten Augenblick wandte sich der junge Mann eilig von mir ab, weil er bemerkte, dass der „Bettler“ türmte und der Polizei durch die Lappen zu gehen drohte … ich hab dann die Szene ebenfalls verlassen und über mich gelacht, wie schön man sich doch immer wieder übertölpeln lassen kann, von Leuten die einen auf Mitleid machen. Sehr weit weg von Neid und Gier und Betrug ist man hier halt nicht ... Man muss diese Leute wahscheinlich eher als besonders talentierte Straßenkünstler ansehen.
 
_DSC5990

 
Verbrannte Palme
 
 

Musik

Einfach mal ’ne Schallplatte auflegen. Eine MP3-Sammlung auf dem Rechner ist ja schön und gut, aber ich hasse das, mit Ohrhörern Musik zu hören. Ich hatte ja gehofft, dass in den Unterkünften Radios oder Stereo-Anlagen vorhanden sind. Habe mir extra ein kleines Klinke-Kabel mitgenommen, dass ich dort eventuell was anschließen könnte. Tja, aber Pustekuchen bisher! Fernseher haben die überall, selbst in der kleinsten Strandhütte – aber mal ordentliche Boxen: Fehlanzeige. Der einzige Lichtblick nach einem Monat Entzug war, als der Nachbar in der viel zu hellhörigen Wohnung in Hongkong die „One-Night-Only“-DVD von den BeeGees und ein Michael-Jackson-Best-of aufgedreht hat.

 
 

Hausschuhe

Irgendwie ist es ein anderes Gefühl, dedizierte Hausschuhe zu haben. Im Moment sind halt meine Badeschuhe gleichzeitig die Hausschuhe … mit denen ich zum Strand gehe und dann unter die Dusche etc. Das ist irgendwie nicht dasselbe, irgendwie nasse, gummierte Schühchen an den Flossen zu haben. Aber jetzt noch ein Paar Hausschuhe mit einzupacken … da würde ich ja dann vier Paar Schuhe mit mir rumschleppen! Ganz schön verrückt.

 
 

Dünne, leichte Haushosen

Ich habe einfach vor meiner Abreise in Deutschland keine gefunden. War ja auch Winter. Ganz einfache, lange, dünne  und das heißt wirklich dünne – Baumwoll-Hosen. Man könnte die auch tagsüber gut gebrauchen, wegen der prasselnden Sonne (denn die ³⁄₄-Hosen sorgen für eine dämliche ³⁄₄-Bräune); bei Einbruch der Dunkelheit wegen den Mücken und nachts ganz besonders als Schutzschild gegen eventuell im Zimmer vorhandene Mücken. Ich hoffe, ich erwische vielleicht unterwegs noch paar gescheite.

 
 

Verlängerungsschnur

Wenn ich mich über Zimmereinrichtungen aufrege, dann ist ein Aspekt davon, die Positionen von Steckdosen. Und die sind oftmals so ultrabeschissen, das ist einfach nur zum heulen. Da würde eine Verlängerungsschnur durchaus helfen. Am besten gleich eine Kabeltrommel … ach was: zwei!

 
 

Mauspad

Wenn’s schon keine gescheiten Tische gibt, muss man manchmal etwas improvisieren. Und genau dann ist das Vorhandensein einer geraden Oberfläche oftmals auch noch in Frage gestellt. Das Touchpad am Laptop ist für mich immer nur eine Notlösung. Maus ist Maus, man kann definitiv punktgenauer und schneller arbeiten, schon allein wegen der sofortigen Kombination dem Mausrad. Ist einfach so. Zoome mal in Photohop ohne Maus im Bild rum, oder auf einer Google-Map – du kriggst ’nen Harry !

 
IMG_0241_cut_thumb

 

Mein spannender Hinterhof in Hongkong. Das sieht aus hier …

 
 

Und es sitzen hier putzige Piepmätze mit sehr spitzem Kopfgefieder herum.